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Jede Stimme zählt

Gedanken zum Sonntag, 12. Februar 2023

von Pfarrerin Ines Fetzer

Wer darf mitreden, wenn es um Glaubensfragen geht? Jahrhundertelang war dies scheinbar den Männern vorbehalten. Die katholische Kirche beanspruchte die Lehrautorität für sich. Ihre Priester waren für die Auslegung der Bibel zuständig. Martin Luther machte deutlich, dass jeder Christ etwas zu sagen hat, nicht nur geweihte Priester. Und irgendwann erkämpften sich auch die Frauen das Recht, zu predigen und das Evangelium auszulegen.
Dabei war schon zu biblischen Zeiten gar nicht so eindeutig klar, wer etwas zu sagen hat. Paulus begab sich auf Reisen, um das Evangelium zu verkünden. Es zog ihn nach Europa, aber er fand dort zunächst keine Ansprechpartner. Am Fluss bei Philippi traf er auf eine erfolgreiche Kauffrau: Lydia, die Purpurhändlerin. Sie hörte seinen Predigten zu und ließ sich taufen,  als erste Europäerin. Ihre Familie und ihre Mitarbeiter  folgten ihrem Beispiel. Lydia lud Paulus zu sich ein, dem es allerdings sichtlich schwerfiel die Einladung anzunehmen. Er musste sich erst daran gewöhnen, dass auch Menschen, die nicht aus dem jüdischen Volk waren und dazu noch weiblich, selbstbewusst ihren Glauben lebten.
Heute gibt es keine Verbote mehr und nur noch wenige Vorbehalte. Jeder und jede darf seine bzw ihre Stimme erheben. Doch oft empfinden wir es als zu privat, über den Glauben zu sprechen. Da helfen uns die Frauen und Männer der Bibel. Sie können uns ihre Stimme leihen und wir ihnen unsere, um zum Ausdruck zu bringen, was unsere Herzen bewegt. Denn jede Stimme zählt.