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Wir
sind die Gläubigen – die anderen sind die Ungläubigen. Wir haben die Wahrheit –
die an-deren nicht. Lange Zeit wurde so in unserer Kirche gedacht. Es ist gut,
dass sich das grundlegend geändert hat.
Unser Verhältnis zu anderen Religionen
ist heutzutage eher von Respekt und Toleranz geprägt. Andersgläubige sind wie
wir Geschöpfe Gottes, Gottes Ebenbilder, Suchende im Glauben. Und wir hoffen
auch für Sie, dass sie von Gott gefunden werden.
Unser
Verhältnis zu Juden ist ein ganz Spezielles. Das hat etwas damit zu tun, dass
wir die gleiche Wurzel haben, dass wir an den gleichen Gott glauben. Wir sind
Geschwister im Glauben. Wir gehören in unserer Glaubensgeschichte zusammen.
Unser Glauben als Christen ist von Anfang an und in seiner ganzen Tiefe mit dem
Glauben der Juden verbunden ist. Wenn ich aus der Bibel lese, wenn ich aus der
Tora lese, wird mir schnell klar, dass Christen und Juden sehr ähnliche Gene
haben.
Die meisten stimmen sogar vollkommen überein.
Der
Glaube an den einen Gott. Das ist grundlegend für unseren Glauben genauso wie
für den Glauben der Juden. Das ist nicht selbstverständlich. Weder der Glaube,
dass es nur einen Gott gibt und nicht viele. Noch der Glaube, dass es überhaupt
einen Gott gibt. Etwas oder jemand, auf den mein Leben bezogen ist. Ein
Gegenüber, ein Lebensbegleiter, eine Richtschnur, Kraftquelle.
Dass
Gott wirklich Gott ist, dass er da ist, dass er wirkt, dass er nicht nur eine
wirre Idee ist, das haben die Israeliten erfahren, als Gott sie aus Ägypten
herausgeführt hat. Diese Erfahrung ist für Juden grundlegend. Für uns Christen
bedeutet das: Gott ist leidenschaftlich. Wir begreifen: Er leidet mit, wenn wir
leiden. Er ermutigt uns aufzustehen und uns mit Ausbeutung und Unterdrückung
nicht abzufinden. Er ringt mit uns. Er gibt uns nicht auf. Dafür steht Gott
ein.
Und
schließlich: Gott ist und bleibt unverfügbar. Er lässt sich nicht sehen. Und er
will nicht, dass wir uns ein Bild von ihm machen. Warum nicht? Einerseits aus
Respekt vor dem Unendlichen, andererseits, um uns davor zu bewahren, Gott in
den Griff bekommen zu wollen.
Die
Tora begründet diesen Glauben. Wir Christen verdanken ihn den Juden. Gut, dass
wir daran erinnert werden.
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